Dem menschlichen Knie erstaunlich ähnlich
Das Kniegelenk des Hundes ist in vielerlei Hinsicht dem menschlichen Knie ähnlich. Es besteht aus zwei Knochen, die in ihrer Form nicht aufeinander passen - anders als etwa das Hüftgelenk mit dem Oberschenkelkopf und der Hüftpfanne. Das Kniegelenk besteht aus dem Oberschenkelknochen mit der Gelenkrolle, dem Schienbein mit dem Gelenkplateau (dem Tibia-Plateau) und der Kniescheibe. Zusammengehalten und stabilisiert wird dies alles durch das vordere und hintere Kreuzband, die beiden Seitenbänder und das Patellar- oder Kniescheibenband.
Das vordere Kreuzband sorgt dafür, daß eine Art Scharnierbewegung im Kniegelenk stattfindet und die Gelenkrolle des Oberschenkelknochens nicht auf dem Gelenkplateau hin-und her rutscht. Es ist die am häufigsten verletzte Struktur im Gelenk.
Die Gelenkfläche des Schienbeins ist speziell beim Hund geneigt. Dies bewirkt, dass die Kraft des Oberschenkels beim Auftreten nicht komplett zum Fuß weitergeleitet wird. Ein Teil der Kraft drückt das Schienbein nach vorne. Dieser Krafteinwirkung muss das vordere Kreuzband des Hundes entgegenwirken.
Beim Labrador reißt das Kreuzband schneller als beim Windhund
Der Winkel, den das Tibia-Plateau mit der Längsachse des Unterschenkelknochens (Schienbein) bildet, variiert bei verschiedenen Rassen. Je steiler das Tibia-Plateau steht, desto stärker wird bei jedem Schritt die Belastung des vorderen Kreuzbandes. Hunde, bei denen der Neigungswinkel des Tibiaplateaus mehr als 20 ° beträgt, sind besonders anfällig für Kreuzbandrisse. Rassen wie z.B. Windhunde, bei denen der Winkel weniger als 20° beträgt, erleiden Kreuzbandrupturen dagegen zumeist nur unfallbedingt. So sind manche Rassen, bedingt durch ihre rassespezifische Anatomie, für einen Kreuzbandriss anfälliger, als andere. Zu den gefährdeten Rassen zählen z.B. die Labrador-Retriever, Bulldoggen, Berner Sennenhunde und Deutsche Doggen.
Tückisch, aber typisch: Der schleichende Verlauf bis zum kompletten Riss
Im Gegensatz zum Menschen kommt es bei größeren Hunden meist nicht gleich zu einem plötzlichen vollständigen Riss des Kreuzbandes. Vielmehr kommt es durch eine Überbelastung oder einem Fehltritt zunächst zu einer akuten Gelenksentzündung (Arthritis) mit einer deutlichen Lahmheit. Diese wird in der Regel nach einigen Tagen und unter entzündungshemmenden Medikamenten erst einmal besser. Doch aggressive, durch die Entzündung freigesetzte sog. Entzündungsmediatoren und Radikale setzen ihr destruktives Werk im Kniegelenk fort. Wenn es dann nach Wochen bis Monaten zur vollständigen Ruptur des Kreuzbandes mit einer andauernden Lahmheit und der Unumgänglichkeit einer Kreuzband-OP kommt, ist das Gelenk bereits degenerativ und irreversibel geschädigt. Es hat sich also bereits eine Arthrose entwickelt.
Daher ist eine möglichst frühzeitige Diagnose und effektive Therapie wichtig, um das Hundeknie möglichst lange schmerzfrei und belastbar zu halten. Allerdings ist die Diagnose einer Kniegelenksentzündung (Arthritis) und die Beurteilung der inneren Gelenksstrukturen nicht immer einfach.
Viele kleine Verletzungen führen meist zum Riss
Ein Kreuzbandriss entsteht zumeist nicht durch ein einmaliges Trauma. Vielmehr führt die starke Belastung zu immer neuen kleineren Verletzungen des Bandes mit einzelnen Faserrissen. Schließlich ist das Band so geschwächt, dass eine kleine ungeschickte Bewegung zu einer kompletten Ruptur führt (OP-Bilder hier).
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